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Altersdurchmischtes Lernen (ADL)

„Forschung und Erfahrung weisen darauf hin, dass Altersdurchmischtes Lernen eine gut begründete und praktikable Antwort auf die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler sein kann. Altersdurchmischtes Lernen ist eine pädagogische Alternative zum Lernen in Jahrgangsklassen.

 

Unterrichts- und Schulkultur

Die Kinder einer AdL-Klasse haben verschiedene Entwicklungs- und Lernstände. Es ist normal, verschieden zu sein. Dank der grossen Heterogenität entstehen viele Lernmöglichkeiten. Der blockierende Vergleichsdruck fällt weg, der anspornende Vergleich ist immer da. Disziplinprobleme nehmen ab und sind einfacher zu lösen.

 

 

Die AdL-Klasse ist eine natürliche Lerngemeinschaft

In der AdL-Klasse steht den Schülerinnen und Schülern ein Lernangebot für mehrere Jahre zur Verfügung. Verschiedene Lernziele, Arbeitsaufträge, Lerntempi, Unterstützung, Arbeitsergebnisse usw. sind selbstverständlich. AdL-Klassen sind darum eine gute Antwort auf die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler.

 

Es ist normal, verschieden zu lernen

Integrativer Unterricht ist in AdL-Klassen einfacher umzusetzen, weil die Unterrichtsstruktur und das Denken und Handeln der Lehrpersonen für alle Schülerinnen und Schüler auf Vielfalt hin angelegt sind. Auch Kinder mit Lernschwierigkeiten und Hochbegabte können sich in dieser Unterrichtskultur zugehörig und bei ihrem Lernen erfolgreich erleben.

 

Integrativer Unterricht gelingt

Sozialisation und Erziehung

Viele Kinder wachsen in einer Kleinst- oder Kleinfamilie auf. In der AdL-Klasse hat ein Kind Kontakt mit andern Kindern unterschiedlichen Alters. Dies ist für seine kognitive und soziale Entwicklung wichtig. In der AdL-Klasse lernen die Kinder mit gleichaltrigen, jüngeren und älteren Schülerinnen und Schülern und mit der Lehrperson das Zusammenleben von ganz unterschiedlichen Menschen gestalten.

 

AdL-Klassen sind eine Ergänzung zur Kleinfamilie

Das Zusammenleben in unserer vielfältigen, demokratisch orientierten Gesellschaft muss gelernt werden. In einer AdL-Schule lernen Schülerinnen und Schüler täglich, mit Verschiedenheit respektvoll umzugehen und Schwierigkeiten im Zusammenleben konstruktiv zu bewältigen. Die Achtung vor dem anderen und damit auch vor dem Anderssein wird täglich eingefordert und geübt.

 

AdL-Schulen sind ein Abbild unserer Gesellschaft

Kinder orientieren sich im Kindergarten- und Primarschulalter gern an älteren Kindern. Diese sind ihnen Vorbilder für viele Kompetenzen und wirken motivierend. Die Schülerinnen und Schüler geben einander die Regeln des Zusammenlebens weiter. In AdL-Klassen übernehmen die älteren Schülerinnenund Schüler Verantwortung für das Zusammenleben im Schulzimmer, im Schulhaus und aufdem Pausenplatz. Sie «erziehen» mit.

 

Ältere Kinder sind Vorbilder und Miterziehende

Da jedes Jahr nur eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schülern wechselt, wachsen die «neuen» Kinder in bereits bewährte Regeln, Rituale, Arbeitsformen und Gesprächskulturen hinein. Für ältere Kinder ist dies ein Anstoss, ihre Gruppenkultur zu reflektieren. Neuen und bisherigen Kindern und Lehrpersonen gibt dies Sicherheit und Vertrauen (gilt stärker für AdL-Klassen ab drei Klassen).

 

Kinder und Lehrpersonen profitieren von der Kontinuität

In der AdL-Klasse gehört ein Kind einmal zu den Jüngsten, dann zu den Mittleren und schliesslich zu den Ältesten. Die Kinder können in die Führungsverantwortung hineinwachsen, sind mal mehr Nehmende und dann wieder mehr Gebende. In jeder Position lernen die Schülerinnen und Schülerandere Verhaltensweisen und entwickeln soziales Verständnis für die andern Positionen. Die jährlich wechselnde Zusammensetzung verschiebt soziale Positionen und Rollen wie Klassenbester, Schlusslicht, Klassenclown. Negative dauerhafte Typisierungen sind selten. Auch lernschwächere Kinder erleben ihre Fortschritte und kommen in die Lage, andern Kindern helfen zu können.

 

 

Die Kinder können ihre Rolle wechseln

Lernen

Der mehrjährige Lernzyklus der AdL-Klasse öffnet das Spektrum der Lernziele und Lernmöglichkeiten. Jedes Kind kann gezielt erfolgreich lernen, weil es nach seinem Entwicklungs- und Lernstand lernen kann. Darum machen die meisten Kinder das Lernen zu ihrer eigenen Sache und übernehmen dafür Verantwortung. Daneben lernen die Kinder in einer AdL-Klasse viel beiläufig, vorausschauend und rückblickend. Die Lernfortschritte sind für alle sichtbar und ermutigen das Kind zum Weiterlernen.

 

Jedes Kind lernt nach seinen Möglichkeiten

Weil die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler in der AdL-Klasse gross ist, trägt das gemeinsame Lernen zum Lernerfolg bei. Die Auseinandersetzung mit der gleichen Sache ist interessant und herausfordernd, weil es immer unterschiedliche Sichtweisen und «Expertinnen» und «Experten» gibt. Die Heterogenität trägt dazu bei, dass die Kinder austauschen, mitdenken, verhandeln, erklären und nachdenken.

 

Die Kinder lernen gemeinsam

Nachhaltiges Lernen braucht eine wiederkehrende vertiefende Auseinandersetzung. In der AdL-Klasse begegnen die Kinder einem Lerngegenstand immer wieder. Die Kinder reflektieren ihre Lernfortschritte und festigen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten.

 

Kinder lernen nachhaltig

Kinder lernen von Kindern oft leichter als von Erwachsenen. In einer AdL-Klasse können alle, auch leistungsschwächere Kinder, andern Kindern etwas beibringen. Das ist eine soziale und vor allem auch eine kognitive Leistung. Die lehrenden Schülerinnen und Schüler stärken dabei ihr Selbstbewusstsein und profitieren auch für ihr eigenes Lernen. Wenn Kinder sich nicht als Konkurrenten erleben, lernen sie viel voneinander. Weil in der AdL-Klasse die Konkurrenz eine geringe Rolle spielt und die Unterschiede zwischen Kindern natürlich und selbstverständlich sind, helfen sie einander. Hilfe holen und helfen sind normal.“

Kinder lernen von Kindern

 (Edwin Achermann & Hedi Gehrig: Altersdurchmischtes Lernen, Auf dem Weg zur Individualisierenden Gemeinschaftsschule, Primarstufe, 2011)