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Churer Modell

Das Konzept des Churer Modells:

Das Churer Modell basiert auf der Unterrichtsanlage des Kindergartens. Seit jeher wird dort binnen-differenziert in altersgemischten Gruppen gearbeitet. Der Kindergarten stellt eine Lernumgebung für den Erwerb sozialer Kompetenzen und grundlegender Fähigkeiten und Fertigkeiten bereit. Elemente geführten Unterrichts stehen dem Freispiel gegenüber.

Beim Übertritt in die 1. Klasse müssen sich die Kinder an den neuen Unterricht der Primarschule gewöhnen. Die vertraute Organisationsform können sie dort nicht mehr erkennen und stehen neuen Anforderungen gegenüber, denen sie nun genügen müssen. Meist sind die Voraussetzungen der Lernenden zu unterschiedlich, damit alle gleich gut damit zurechtkommen. Dies wurde jahrelang als Problem der Lernenden betrachtet und nicht des Systems. Das Churer Modell nimmt nun Elemente der Kindergartenpädagogik auf und gestaltet somit für die Lernenden einen sanfteren Übergang vom Kindergarten in die Primarschule.

Das Churer Modell verändert die Unterrichtsanlage. Nach wie vor hat die Klasse zwar den gleichen Lernort und alle Schüler/innen arbeiten am gleichen Thema. Dies allerdings auf unterschiedlichen Lernniveaus. Der umgestaltete Raum macht es für die Lehrperson einfacher, vom Klassenmodus in den Modus der Binnendifferenzierung zu wechseln. Die Rolle der Lehrperson verändert sich, ohne dass sie auf viele bewährte Handlungsmuster des Klassenunterrichts verzichten muss. Der Unterricht besteht aus den Elementen Gemeinschaft (Rituale, im Kreis singen, sich austauschen, spielen), Kurs (Gemeinsames Lernen an einem Thema im Kreis / Input), Arbeit mit Lernangeboten (differenziert am Arbeitsplatz zum jeweiligen Thema) und Freiarbeit (Arbeit an individuellen Projekten).

Die Inputs werden kurzgehalten, um Lernzeit für die Schülerinnen und Schüler und Betreuungszeit für die Lehrpersonen zu gewinnen. Die Lernumgebung besteht aus mehreren Lernangeboten, die thematisch zum Input passen. Um Diskriminierungen zu verhindern, haben alle Kinder Zugriff auf alle Lernangebote. Die Schülerinnen und Schüler lernen erfahrungsgemäss schnell, Lernangebote zu wählen, die ihren Möglichkeiten entsprechen. Und wenn nicht, steht die Lehrperson beratend zur Seite. Schwächere Schülerinnen und Schüler lernen vor allem im Bereich der Grundanforderungen.

Die Merkmale des Churer Modells:

  • Das Schulzimmer wird zur Lernlandschaft mit unterschiedlichen Arbeitsplätzen. Die Wandtafel ist nicht mehr der zentrale Ort im Schulzimmer. Die Schülerinnen und Schüler können den Arbeitsplatz selber wählen. Gemeinschaftliche Aktivitäten stellen einen wichtigen Ausgleich zur Individualisierung dar.
  • Die Inputs mit der Klasse oder mit ausgewählten Lerngruppen geschehen vorwiegend im Kreis und werden kurzgehalten, um Lernzeit für die Schülerinnen und Schüler und Zeit für die Lernbegleitung und -beratung für die Lehrperson zu gewinnen.
  • Die Schülerinnen und Schüler können in der Regel aus Lernangeboten auf verschiedenen Niveaus zum Thema auswählen. In begründeten Situationen wird einem Kind auch ein Lernangebot und/oder Lernort zugewiesen.
  • Die Schulische Heilpädagogin (SHP) unterstützt die Schüler/innen integrativ, als auch separativ.
  • Beim binnendifferenzierten Unterrichten akzeptieren die Lehrpersonen die individuellen Unterschiede der Lernenden einschliesslich ihres Vorwissens. Die «Normalität» wird breiter. Die individuellen Unterschiede der Lernenden (Lernvoraussetzungen, Vorwissen, Lernstrategien, Lernpotentiale) bilden die Ausgangslage für das Lernen.
  • Alles was sich im bisherigen Unterricht bewährt hat, wird in die neue Form übertragen. Dies trifft auch auf die Klassenführung zu: Die Lehrperson agiert, mischt sich ein, steuert, setzt Erwartungen an die Klasse als Gruppe und an die Lernenden individuell.